Monday, June 29, 2009

Tod eines Unsterblichen

Ich bin selbst überrascht, wie viele Erinnerungen ich mit Michael Jackson verbinde, obwohl ich nie ein engagierter Fan war. Zum Beispiel, wie Michael Jackson Thema einer meiner ersten Simpsons-Folgen war. Oder wie mein Opa mir seine "HIStory"-Platte in einem kleinen CD-Laden kaufte, den es heute nicht mehr gibt. Wie ich in Boston vor Lachen fast vom Sofa gefallen wäre, als Michael Jackson bei "South Park" übel parodiert wurde. Oder wie mir ein Stein vom Herzen fiel, als ich 2005 auf N24 und Fox News miterlebte, wie Michael Jackson von allen Anklagepunkten freigesprochen wurde.
Und dann ist da diese eine Kindheitserinnerung, die alle bisher Genannten in den Schatten stellt. Am 4. November 1995 tritt Jacko bei "Wetten dass..?" auf. Ich war 10 Jahre alt, und "Wetten dass..?" war auch so schon aufregend genug. Die Presse spielte bereits im Vorfeld verrückt, und bei der Begrüßung zu Beginn der Show rief Thomas Gottschalk dem ekstatischen Publikum zu: "Tut doch nicht so, als wärt ihr wegen mir hier". Am Ende des Abends performte Jacko schließlich den Earth Song.



Von mehreren gleichaltrigen Freunden habe ich gehört, dass auch sie diesen Auftritt nie vergessen werden - eine der Kindheitserinnerungen, die bleibt.

Die Medien versuchen derzeit, den "King of Pop" treffend zu beschreiben. "König Einsam" titelt der Spiegel, andere nennen ihn "Das Pop-Gespenst", "Das monströse Genie", oder den "Mann, der niemals lebte". Auf Jackos Facebook-Seite schreibt ein Fan, dass Frank Sinatra erstmals eine Pause einlegen könne - denn Michael Jackson übernimmt jetzt das Entertainment im Himmel. "Keiner ist so hoch geflogen, und so tief gefallen". Keiner war so groß, und dabei so schwach.
Michael Jackson hat ein Leben verloren, das ich keinem wünsche. Der Planet hat seine bekannteste Persönlichkeit verloren, die Welt ist um ein Genie ärmer.


Friday, June 26, 2009

Michael Jackson 1958 - 2009



Die Welt hat einen der Großen verloren. Danke, Michael. Rest In Peace.


Thursday, June 25, 2009

Krieg gegen Terror

Dieser Blog ist mit dem Ende der Ära Bush immer unpolitischer geworden. Ich greife auch mehr Themen aus anderen Bereichen auf, es gehört ja auch zum Ziel dieses Blogs, nicht ein Thema abzudecken, sondern alle Themen, die ich aus persönlichem Interesse publizieren möchte.

Heute steht aber wieder die Politik im Mittelpunkt, denn der Tod unserer Soldaten im Auslandseinsatz bewegt mich immer sehr.

Drei deutsche Soldaten wurden am Dienstag bei ihrem Dienst in Afghanistan getötet. Sie gaben ihr Leben für eine gute Sache. Von einem "Kriegseinsatz" will die Bundesregierung in diesem Zusammenhang aber noch immer nicht sprechen. Im stern und in der Welt sind dazu zwei höchst unterschiedliche Kommentare erschienen. Beide Autoren verlagen von der Bundesregierung eine klare Nennung der Begrifflichkeiten.

Die Welt kommentiert:

Es hat lange gebraucht, bis statt von Verletzten von Verwundeten, statt von Unfalltoten von Gefallenen gesprochen werden durfte. Wie auch immer, es ist wichtig, angesichts einer von Tag zu Tag gefährlicher und unübersichtlicher werdenden Lage, die auch aus den gesetzlosen Grenzprovinzen Pakistans angeheizt wird, Klarheit der Begriffe zu schaffen.

Dienstag starben drei deutsche Soldaten, als ihr gepanzertes Fahrzeug in einen Hinterhalt der Taliban geriet. Die Bilder der Toten und die Erinnerungen der Überlebenden fanden ihren Weg nach Deutschland und zwingen der demokratischen Öffentlichkeit wie der Politik unerbittlich die Frage auf, wenn dies Krieg ist, wozu er dienen soll, wie weit er gehen kann, und wie man am Ende mit Anstand wieder herauskommt. All das ist nicht allein in Berlin zu entscheiden, sondern zusammen mit den Verbündeten.

Zusammen hinein, zusammen heraus: Alles andere würde die Atlantische Allianz, ohne die es deutsche Sicherheit nicht gibt, im Kern des Vertrauens gefährden – und ohne Vertrauen ist eine Allianz auf Termin gestellt, ja ein Fetzen Papier.
(...)
Was ist Krieg, was ist Frieden? Der neue Begriff für eine alte Sache ist der „asymmetrische Krieg“.
(...)
Heute aber gilt das Paradox, dass der irreguläre Krieg die Regel ist.
(...)
[Al Kaida und der islamistische Terror sind] eine neue Bedrohung, die nicht auf Gewinn irdischer Reichtümer oder Raub von Territorium zielt, sondern das Gewebe der Gesellschaft zerstören will. Terror heißt Schrecken: Terror zerstört jenes Gewebe von Vertrauen, das überhaupt erst die moderne Zivilisation möglich macht. Dies ist, da hatte Kanzler Gerhard Schröder anno 2001 Recht, ein Krieg gegen die Zivilisation.

Die deutschen Soldaten am Hindukusch – sie verteidigen in der Tat die freie Lebensform unserer Gesellschaft gegen den weltweiten kleinen Krieg.

Der Kommentar trifft die Situation ziemlich gut. Der stern spricht auch von einem Krieg und fordert dessen Benennung. Dort heisst es:

Aber formal gesehen sind die deutschen Soldaten in Afghanistan keine Soldaten - keine Kombattanden. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nicht den Oberbefehl. Den es gibt keinen Kriegsbeschluss des Deutschen Bundestages.
Die Bundeswehr führt keinen Krieg gegen die Armee des Staates Afghanistan, sondern sie kooperiert mit ihr und bildet sie aus. Sie buddelt keine Schützengräben, sie hilft Schulen bauen. Gekämpft wird nur, so der offizielle Sprachgebrauch, gegen Terroristen. Weil, wie der frühere Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) einmal getönt hat, der deutsche Kampf gegen den internationalen Terrorismus auch am Hindukusch stattfinden muss.
Sind also die deutschen Soldaten quasi im Frieden und für den Frieden gefallen? Mitnichten! Mit Ausnahme der Linkspartei beteiligt sich die gesamte deutsche Politik an einer unerträglichen verbalen Schönfärberei in Sachen Afghanistan. Die Bundeswehr befindet sich in einem Krieg, der sich tagtäglich verschärft. Das ist kein Stabilisierungseinsatz, es wird nicht nur technische Hilfe geleistet. (...)
Die Bundesregierung sollte endlich aufhören, um diesen Kriegseinsatz der Bundeswehr herumzulügen. In Afghanistan findet ein Krieg statt.

Das ist im Kern richtig. Im Rest seines als Artikel getarnten Kommentars bezeichnet der Autor dann den Einsatz als unsinnig und grundgesetzwidrig, zum Schluss lobt er auch noch die Linkspartei, weil sie in der Afghanistan-Frage eine "löbliche Ausnahme" mache (vielleicht meint er damit ja Oskar Lafontaine, der die deutschen Soldaten in einer TV-Runde mit den Terroristen gleichgesetzt hat).
Es mutet etwas seltsam an, dass ein linker Kriegsgegner nun nach dem Begriff "Krieg" schreit - unter Bush haben sich die Linken immer gegen den Begriff "Krieg gegen Terror" gewehrt. Obama hat diesen Begriff gerade abgeschaft, jetzt beginnen die Deutschen langsam, ihn zu benutzen. Merkwürdig.

Ich finde, die Bunderegierung sollte von Krieg sprechen. Seit dem 11. September 2oo1 ist der Westen im Krieg gegen Terror. Es ist ein Verteidigungskrieg, der ihm aufgezwungen wurde. In Afghanistan töten deutsche Soldaten Terroristen und werden von Terroristen getötet. Das ist eindeutig Krieg.

"Krieg gegen Terror" ist aber nicht nur eine Kampfhandlung mit Waffen. "Krieg gegen Terror" ist humanitäre Hilfe, die den Afghanen ein besseres Leben ermöglichen soll. "Krieg gegen Terror" ist alles, was den Terror eindämmt und dem Terror trotzt: praktische Hilfe, Nächstenliebe, medizinische Versorgung, Ausbildung. Es ist "Krieg gegen Terror", wenn wir trotz Terror-Angst mit der U-Bahn fahren. Es ist "Krieg gegen Terror", wenn wir trotz unsicherer Zeiten weiter konsumieren. Es ist "Krieg gegen Terror", wenn wir die Welt durch Freundlichkeit zu unseren Mitmenschen besser machen. Sind wir nett zu Anderen, führe wir damit einen Krieg gegen die menschenverachtende Ideologie der Terroristen.
Zum "Krieg gegen Terror" gehören verschiedene Militäreinsätze, weit weg von hier. Der "Krieg gegen Terror" ist aber auch eine Alltagssituation, eine Mentalität, in der wir alle uns seit 2001 permanent befinden.

Unsere Soldaten sind im Krieg, wir sind im Krieg. Vielleicht hören die Deutschen jetzt auf, das zu verdrängen.


Thursday, June 18, 2009

Der Fliegenfänger von Washington

Fliegentöter, um korrekt zu sein. Barack Obama wurde während eines Interviews mit CNBC von einer Fliege gestört und erschlug sie kurzer Hand. Die Medien sind natürlich beeindruckt, sogar das heute-journal berichtete gestern über den Vorfall.


Besonders lustig ist natürlich der Schriftzug: BREAKING NEWS - Pres. Obama swats fly during CNBC Interview in White House. Die NBC Today-Show lobt die "unglaubliche Präzision" Obamas, stern online schreibt schwer beeindruckt und ohne jede Ironie: "Ihm gelingt einfach alles".

Obama kommentierte selbstherrlich: "Das war beeindruckend, oder?"; und auf die tote Fliege deutend: "Wollt ihr die mal filmen?". Bleiben wir aber fair, bei einem Präsidenten, dessen Politik ich mag, hätte ich diesen peinlichen Auftritt wohl lustig gefunden. Auffallend ist allemal das Jubeln der amerikanischen und europäischen Medien, die so tun, als hätte Obama mit der Fliege auch die Finanzkrise erschlagen.

Natürlich freut sich nicht jeder über die ungewohnt entschlossene und martialische Aktion des Präsidenten. Die Tierrechtler von Peta nämlich.

The group People for the Ethical Treatment of Animals wants the flyswatter in chief to try taking a more humane attitude the next time he's bedeviled by a fly in the White House.

PETA is sending President Barack Obama a Katcha Bug Humane Bug Catcher, a device that allows users to trap a house fly and then release it outside.

We support compassion even for the most curious, smallest and least sympathetic animals," PETA spokesman Bruce Friedrich said Wednesday. "We believe that people, where they can be compassionate, should be, for all animals. (...) Friedrich said that PETA was pleased with Obama's voting record in the Senate on behalf of animal rights and noted that he has been outspoken against animal abuses. Still, "swatting a fly on TV indicates he's not perfect," Friedrich said, "and we're happy to say that we wish he hadn't."


Man kann es ja nicht jedem rechtmachen.


Monday, June 08, 2009

Buchtipp: "Die letzte Plage"

Das Buch, dass ich gerade lese (bin fast durch) handelt von Terrorismus unter anderem gegen Flugzeuge. In "Die letzte Plage" von Emily Benedek explodieren 4 große Verkehrsflugzeuge in der Luft. Die Parallelen zum Air-France-Flug 447 sind bestürzend, auch wenn natürlich noch nicht geklärt ist, was dessen Absturz verursacht hat.
Im Buch wurde der Sprengstoff von Islamisten im Video-Unterhaltungs-System der Flugzeuge an Bord geschmuggelt. Die junge Luftfahrtjournalistin Marie Peterssen beschäftigt sich mit der Story und ist dabei so gut, dass der israelische Geheimdienst sie rekrutiert. Sie reist nun über München (einer der Anschlagsorte) nach Bagdad, wo sie entführt wird. Das Ganze bekommt einen persönlichen Hintergrund, als Marie erfährt, dass ihr unbekannter Vater entweder der tote Partner ihres israelischen Kontaktmannes oder aber der Top-Terrorist ist. Letzterer versucht indes, Atombomben nach New York City zu schmuggeln.

Der kurzweilige Roman reicht natürlich nicht an einen Tom Clancy heran, bietet aber spannende und realitätsnahe Unterhaltung. Wie man beim englischen Originaltitel "Red Sea" auf den deutschen Titel kommt, bleibt aber ein Geheimnis.

Friday, June 05, 2009

RTL zeigt "Erwachsen auf Probe"

Lange gab es im Vorfeld einer TV-Sendung nicht mehr so viel Streit: weil in der RTL-Sendung "Erwachsen auf Probe" Babys an jugendliche Paare "verliehen" werden, haben Kinderschützer und Gutmenschen aller Art ein Verbot der "Skandal-"Sendung gefordert.
Am Mittwoch lief nun die erste Doppelfolge, und die war vor allem eins: zum Brüllen komisch!
Ich persönlich hatte erwartet, dass die Sendung lustig wird, aber dass es eine reine Comedy wird, hat dann doch überrascht. stern online fasst in einem sehr lustigen Artikel über die Show unter anderem die Beziehung von Elvir und Nadine zusammen:

Elvir hatte einen Traum. Er träumte, dass ihn seine Freundin Nadine betrogen hat. Das war schlimm. Denn der 17-Jährige liebt Nadine über alles. "Sie hat ein gutes Herz", sagt er, "und sie ist sauber." Das ist die halbe Miete. Doch eines stört ihn gewaltig: Nadine steht auf schwarze Männer. Wenn sie Lieder hört, die von schwarzen Männern gesungen werden, flippt er schon mal aus. Oder wenn sie "asozial" mit ihm redet und keinen Respekt zeigt. Einmal hat er ihr eine gelangt dafür, seitdem ist Ruhe. Nadine hat die Lektion verstanden. Sie versteht auch, dass Elvir nicht arbeiten kann. Er hat es in einer Waschstraße versucht. Nach zwei Autos war Schluss, keine Kraft mehr. Er war so fertig, dass er "nicht mehr richtig denken konnte."

Es war ohne Übertreibung Comedy, als besagter Elvir vom Autowaschen nach Hause kam und mit einer einzigartigen Leidensmine erklärte: "Es ist mir einfach nicht gelungen, Baby". Im weiteren Verlauf der Sendung legt er sich im Schlaf auf die Baby-Puppe (die echten Babys kommen erst nach erfolgreicher Versorung eines Dummys), die Puppe stirbt. Elvir sorgt sich mehr um einen Alptraum, den er in dieser Nacht gehabt hat. Darin hat Nadine ihn betrogen, "voll schlimm".

Die anderen Protagonisten sind ähnlich komische Gesellen: ein angehender Erzieher im Emo-Look, ein tätowierter Kleinkrimmineller, der zwischendurch mal zum Gerichtstermin muss, und ein metrosexueller Gymnasiast, der sich mit seiner Freundin sehr ernsthaft über die dekorative Positionierung von Sofakissen streitet. Die Freundinnen wünschen sich alle ein Baby.

Geraucht und geflucht wird freilich ohne Unterlass. Ersteres immerhin nicht in der Nähe der Babys, die dann gegen Ende der Sendung tatsächlich kommen. Die Teenies sind beeindruckt und versuchen vorsichtig, alles richtig zu machen. Das klappt auch auf den ersten Blick ganz gut. In den nächsten Folgen werden sie auch Schulkinder und schließlich Pubertierende versorgen müssen, Streit wird schon im Trailer für die nächste Woche versprochen.

Über den Streit im Vorfeld schreibt Spiegel online:

Mag sein, dass es unter den vielen Kritikern vernünftige Stimmen gibt, mit denen sich eine ernsthafte Diskussion führen ließe - nur gehen die leider in all den Weltuntergangsbeschwörungen unter. Dass derzeit so undifferenziert und populistisch gestritten wird, macht eine ehrliche Debatte nicht nur unmöglich, sie ist offenbar auch gar nicht erwünscht. Nicht von den entsetzten Verbänden, bei denen sich in weniger schlagzeilenträchtigen Fällen sonst kaum einer um das schert, was tagtäglich Schlimmeres im Fernsehen verbrochen wird, und genauso wenig von RTL, wo man sich auf das Argument versteift hat, mit der Sendung ein pädagogisches Ziel zu verfolgen, indem Teenagern erklärt werde, welche Verantwortung das Elternsein mit sich bringe.

Stimmt. Ich denke: die Sendung ist eine nicht sehr realitätsnahe Doku-Soap, die sehr lustig ist. Ein kleiner pädagogischer Effekt besteht immerhin darin, dass die Teenager wirklich lernen, dass es eine große Verantwortung bedeutet, ein Kind zu haben. Einige der Protagonisten zum Beispiel haben durch die Sendung ihren Kinderwunsch um ein paar Jahre nach hinten verschoben. Und die Babys sind nicht wirklich "in Gefahr", die Eltern sind immer in der Nähe, eine erwachsene Erzieherin immer im Raum.
Ich werde also mit Vergnügen wieder einschalten.

Und zum Schluss noch ein guter Tipp: natürlich bloggt auch Stefan Niggemeier was lustiges über die Sendung. Lesen!