Friday, May 16, 2008

Unfaire Medien (2)

Im November 2006 habe ich zum wiederholten Male über die oft voreingenommene Berichterstattung im US-Nachrichtenfernsehen gebloggt. Besonders hervorgehoben hatte ich damals Keith Olbermann von MSNBC. Der hat vor zwei Tagen erneut in einem "Special Comment" George W. Bush beschimpft - härter als je zuvor.

Die linke Internet-Zeitung Huffington Post beschreibt die Sendung so:

Tonight, Keith Olbermann unleashed what may well have been his angriest, most blistering Special Comment yet, aimed squarely at his favorite target: President Bush. Olbermann was responding to Bush's claim that he had given up golf in honor of the Iraq war — and his assertion that a Democratic president withdrawing from Iraq would "eventually lead to another attack on the United States" — a statement Olbermann called "ludicrous, infuriating, holier-than-thou and most importantly bone-headedly wrong." Olbermann continued in that vein for a full 12 minutes (or 2,000 words), frequently raising his voice and spitting out his words in disgust.

Die Huffington Post und ihre Leser stimmen mehrheitlich mit Olbermann überein und meinen diese Beschreibung womöglich positiv - dennoch ist sie sehr aussagekräftig.

Beendet hat Olbermann seine 12-Minütige Hassrede mit dem Satz:

Mr. Bush, shut the hell up!

Der komplette Text kann hier gelesen werden, der komplette Kommentar hier als Video angesehen werden, was ich jedem ausdrücklich empfehle.

Mich ärgern an dieser ganzen Story zwei Dinge.

1.

Es ärgert mich, dass Keith Olbermann respektlos mit dem Präsidenten umgeht. Es ist vollkommen in Ordnung, dass er diese Meinung hat, und es ist ebenfalls vollkommen in Ordnung, dass er sie im Fernsehen sagt. Das ist Meinungsfreiheit und Pressefreiheit. Aber auch wenn man den Mann nicht respektiert - man muss das Amt respektieren. Wer auch immer das Amt innehat, ist der Präsident der Vereinigten Staaten und als solcher mit Respekt zu behandeln. Beschimpfungen, wie Keith Olbermann sie hier zum wiederholten Male losgelassen hat, sind unangemessen. Sie sind in jeder politischen Debatte unangemessen. Und ganz sicher hat man im Fernsehen nicht zu fluchen.
Es ist nicht in Ordnung, den amerikanischen Präsidenten derart zu beschimpfen.

2.

Es ärgert mich noch viel mehr, dass viele Europäer nicht wissen, wie schwer es George W. Bush mit der Presse auch in den USA hat. Kaum ein Präsident ist in den Medien so unpopulär wie dieser - und doch glauben viele Menschen in Europa an die Urban Legends von den reaktionären Republikaner-Medien, die sich alle, von den "großen Konzernen gesteuert", zum Sprachrohr der Bush-Administration machen. Die überwältigende Mehrheit der Medien in Amerika ist gegen George W. Bush, nicht für ihn.

Nochmal - ich bin durchaus der Meinung, dass ein Moderator im Fernsehen seine Meinung sagen darf (ohne Kraftausdrücke, ohne Beleidigungen, und klar als Kommentar gekennzeichnet). Aber die Zuschauer müssen sich dessen bewusst sein. Sie müssen differenzieren können und vor allen Dingen über die mangelnde Neutralität ihrer Newsanchor informiert sein. Keith Olbermann ist inzwischen einer der wichtigsten Nachrichten-Verantwortlichen bei MSNBC und NBC - zusammen mit Chris Matthews, der ebenfalls links ist. Es ist nur eines von vielen Beispielen für linken Bias in den amerikanischen Medien.

Nochmals der Aufruf: schaut euch dieses Video mit dem "Kommentar" von Keith Olbermann an. Vielleicht werden einige meiner Leser mit Keith Olbermann übereinstimmen. Vielleicht denken einige sogar, dass es angemessen ist, auf diese Art und Weise über den US-Präsidenten zu sprechen. Vielleicht gefällt euch das Video, vielleicht ekelt es euch. In jedem Fall erfahrt ihr durch dieses Video eine Menge darüber, wie die Zustände in Amerika wirklich sind und wie sehr George W. Bush auch dort von den Medien verachtet wird.