Sunday, August 31, 2008

Genie oder Wahnsinn? McCain spielt volles Risiko

Fox News und CNN sprechen von einem "Shocker". Auch zwei Tage nach John McCains Entscheidung, Sarah Palin als Running Mate für das Amt des Vizepräsidenten auszusuchen, herrscht Überraschung und auch Ratlosigkeit unter den Kommentatoren. Ist es Mut, Verzweiflung oder der Mut der Verzweiflung?

John McCain hat dringend einen Vize gebraucht, der die konservative Parteibasis mitreisst. Denn obwohl McCain in den Sachfragen viel bessere Entscheidungen trifft als Obama, konnte seine Nominierung keine Euphorie auslösen. Zu sehr fremdelt er mit den Evangelikalen, zu weich ist er in manchen Themenfeldern.

Mit Sarah Palin hat McCain eine gute, sehr gute Wahl getroffen. Sie hat mehr Exekutiverfahrung als Obama, obwohl sie jünger als er ist. Sie ist die Mutter von 5 Kindern und hat dennoch eine Bilderbuchkarriere in der Politik hingelegt. Sie versteht die Anliegen der amerikanischen Durchschnittsfamilie, Frauen sehen in ihr ein Vorbild, Männer sind beeindruckt - denn die frühere Schönheitskönigin (Platz 2 bei Miss Alaska) spielt auch Basketball, fährt Schneemobil, fischt und jagt. Als Frau kann sie hoffentlich viele Clinton-Fans an das McCain-Lager binden - auch wenn die Demokraten ihre Nominierung als eine "Beleidigung für Frauen" empfinden, weil man in der GOP wohl glaube, Frauen würden eine Frau wählen, nur weil sie eine Frau ist - so das Argument der Demokraten.

In ihrer kurzen Rede in Dayton ist es Sarah Palin gelungen, konservative Herzen im Sturm zu erobern. Mit großer Spannung wird nun ihre Rede bei der Republican National Convention am Dienstag erwartet. Das Rededuell mit Obama-Vize Joe Biden findet am 2. Oktober statt.

Für alle, die Sarah Palin erst jetzt kennenlernen folgen nun ein paar Links.

Hier ihre erste Rede mit McCain:



Hier Familienfotos und ein Exklusivinterview des People Magazine.

Hier Sarah Palins neue Page auf JohnMcCain.com.

Links und Zitate bei Beltway Confidential.


Friday, August 29, 2008

McCains Vize: Sarah Palin

John McCain hat Sarah Palin als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft ausgesucht. Sie ist 44 Jahre alt, Mutter von 5 Kindern und Gouverneurin von Alaska. Sie ist Mitglied der NRA, eine entschlossene Abtreibungsgegnerin und Befürworterin der Ölförderung in Alaska. Es scheint also nicht nur eine mutige, sondern auch eine gute Entscheidung von John McCain zu sein.

Wikipedia-Artikel über Sarah Palin.

Vielleicht gelingt es McCain, mit einer Frau als Running Mate möglichst viele Clinton-Anhänger auf seine Seite zu ziehen.

Democratic National Convention - Day 4

Das große Finale: Barack Obama hat eine großartige Rede im Football-Stadion von Denver gehalten, ca. 70.000 Zuschauer vor Ort, Feuerwerk.

I love this country, and so do you, and so does John McCain. The men and women who serve in our battlefields may be Democrats and Republicans and Independents, but they have fought together and bled together and some died together under the same proud flag. They have not served a Red America or a Blue America - they have served the United States of America.

...

This country of ours has more wealth than any nation, but that's not what makes us rich. We have the most powerful military on Earth, but that's not what makes us strong. Our universities and our culture are the envy of the world, but that's not what keeps the world coming to our shores.

Instead, it is that American spirit - that American promise - that pushes us forward even when the path is uncertain; that binds us together in spite of our differences; that makes us fix our eye not on what is seen, but what is unseen, that better place around the bend.


Die Rede lesen oder als Video sehen bei www.demconvention.com !

Interessant war die Ähnlichkeit des Bühnendesigns mit dem der Republikaner 2004 (Bilder hier). Obama und seine Familie kamen glaubwürdig und sympathisch rüber, es ist fast unmöglich, sie nicht zu mögen.

Thursday, August 28, 2008

Democratic National Convention - Day 3

Bill Clinton hat irgendwie einfach Hillarys rede genommen und sie nochmal gehalten. John Kerry wie immer lahm.
Sehr sympathisch: Joe Biden. Könnte sich zum absoluten Glücksfall für Obama entwickeln.

Fotos und Videos auf www.demconvention.com

Wednesday, August 27, 2008

Democratic National Convention - Day 2

Der zweite Tag des Parteitags der Demokraten ist relativ ereignislos über die Bühne gegangen. Die mit Spannung erwartete Rede von Hillary Clinton brachte nichts überraschendes, sie bekannte sich klar zu Obama. Ein Kommentator meinte, heimlich hoffe sie natürlich auf eine Niederlage Obamas, um in 4 Jahren selbst wieder anzutreten.


Tuesday, August 26, 2008

Democratic National Convention - Day 1

Der erste Tag der DNC in Denver mit den Reden von Ted Kennedy und Michelle Obama ist vorrüber. Die FAZ hat hier eine Sektion mit Bildern und Berichten. Beeindruckend ist das Bühnendesign, deutlich besser als 2004 in Boston. Die Reden an sich waren noch nicht sehr weltbewegend - aber zumindest eine beeindruckte. Michelle Obama gelang es, Vorurteile über ihre Persönlichkeit auszuräumen und eine glaubwürdige, sympathische und rührende Rede zu halten. Spätestens als dann auch noch die Töchter auf die Bühne kamen und Daddy per Sattelit zugeschaltet wurde kam das Gefühl auf, dass man dieser Familie den Sieg wirklich gönnen würde. Die inhaltlichen Differenzen rückten in dem Moment in den Hintergrund.

Jede Menge Videos dazu auf YouTube.

Interessant ist der Aufwand, mit dem die Fernsehsender in den USA von der Convention berichten (und auch nächste Woche von der RNC berichten werden). CNN und Fox News haben zum Beispiel nicht nur Sets in der Convention-Arena (dem "Pepsi-Center", man beachte die Ähnlichkeit des Pepsi-Logos und des Obama-Logos), sondern auch je ein Restaurant gemietet und zum Newsroom umgebaut. Fox ist mit über 400 Mitarbeitern angereist und produziert alle Sendungen von Denver aus. Die hohen Investitionen haben sich auch für CNN gelohnt und schlagen sich in den guten Zuschauerzahlen dieses Wahljahres nieder.

Saturday, August 23, 2008

Was vom Tage übrig blieb...

Die 6. Staffel "24", deren Finale am Montag auf ProSieben zu sehen ist, ist nur noch eine Karrikatur der einst maßgebenden Serie. Wenig Spannung und viel unfreiwillige Komik lassen die 24 Episoden recht langatmig anmuten.

Ein paar Auszüge aus dem Plot:

Amerika wird von dutzenden Selbstmordanschlägen heimgesucht, die sind aber nur Teil eines größeren Plans, mehrere Atombomben detonieren zu lassen, was wiederum im Schatten des Masterplanes einer anderen Verschwörung steht, die die Ermordung des US-Präsidenten zum Ziel hat. Der Präsident ist dieses Mal Wayne Palmer, Bruder des ermordeten Präsidenten David Palmer. Wie immer ist sich die Regierung uneins, da der Präsident sich mal wieder mit einem Vize und einem Stabschef umgibt, die gemeingefährlich sind. Der Assistent von Zweiterem ist ein Zahnrad im Getriebe einer Verschwörung zunächst unbekannter Hintermänner, die den Präsidenten ermorden wollen. Der irre Stabschef, der den Präsidenten dazu verleiten will, alle Bürger arabischer Herkunft präventiv in Haft zu nehmen, wird gespielt von Peter MacNicol ("Ally McBeal"). Der Vizepräsident will unbeteiligte Länder atomar bombardieren und dafür den aus dem Koma erwachten Präsidenten entmündigen.

Der Held der Serie, Jack Bauer, ist indes aus 2-jähriger Haft in China zurückgekehrt. Dort wurde er mehr gefoltert als jeder andere Serienheld einschliesslich seiner selbst in den vergangenen Staffeln. Bauer hat mittlerweile mehr Narben als Mel Gibsons Jesus, und sein bisher glaubwürdiges Dasein als Märtyrer wird maßlos übertrieben. Der Zuschauer erfährt mehr über die irre Familie von Jack. Es war sein Bruder, der einst David Palmer und Michelle Dessler ermorden liess. Das gesteht er Jack unter schwerer Folter, nachdem er versucht hat, Jack und seinen Vater (übrigens völlig fehlbesetzt und unglaubwürdig gespielt von James Cromwell!) umzubringen; kurz bevor Jacks Vater ihn dann umbringt, es Jack in die Schuhe schiebt und seinen Enkel entführt, um seine Schwiegertochter zu erpressen, die wohl vor 20 Jahren mal was mit Jack hatte. Jacks Tochter Kim taucht indes nicht auf, Jack erfährt aber, dass seine frühere Liebe Audrey in China ermordet wurde und verspricht Rache in einer der nächsten Staffeln.

Es tauchen aber noch mehr Protagonisten aus vergangenen Staffeln auf: als Jack ins Russische Konsulat einbricht und den Konsul foltert, gerät er in Bedrängnis. Der mittlerweile unter Hausarrest stehende Ex-Präsident Logan wird beauftragt, seine psychisch kranke Ex-Frau aufzusuchen und zu überreden, die Frau des russischen Präsidenten anzurufen, damit diese ihren Mann dazu bringt, dem Konsul zu befehlen, sich den Behörden zu stellen und Jack gehen zu lassen. Der Plan klappt leider nicht.

Währenddessen ist das Unkenkbare geschehen und in Los Angeles eine Atombombe explodiert - zum Glück nur eine kleine mit etwa 12.000 Toten. Im Laufe der Staffel versuchen Jack und die CTU, 4 weitere Atombomben sicherzustellen, die sich in der Hand von islamistischen Terroristen befinden. Diese Terroristen sind aber nur Marionetten eines russischen Superschurken, der ganz andere Pläne hat.

Wenn das alles sehr verworren klingt - das war Absicht. Der Leser soll das Gefühl bekommen, die Staffel gesehen zu haben.

Wer "24" mag und sich amüsieren will, dem sei die South-Park-Episode "The Snuke" empfohlen. Auf geniale Weise parodiert diese Folge all die typischen "24"-Elemente - Splitscreens, Verschwörungen und die allgegenwärtigen Klapphandys.

Obama wählt Biden als Vize-Kandidaten

Barack Obama hat Senator Joe Biden aus Delaware als Vize-Kandidaten gewählt.

Wikipedia: Political Positions of Joe Biden

Tuesday, August 19, 2008

Saddleback Civil Forum

Ein wichtiger Termin für John McCain und Barack Obama - das große Interview mit Pastor Rick Warren, Autor des erfolgreichsten Sachbuchs aller Zeiten ("The Purpose-Driven Life", in Deutschland "Leben mit Vision"). Endlich einmal konnte McCain punkten: vor Tausenden Christen bekannte er sich unter anderem zu einer Politik gegen Abtreibung.

Bei YouTube kann man die Interviews ansehen - einfach den Suchbegriff Saddleback eingeben.

Sunday, August 10, 2008

Gerichtsurteil zum Kirchenaustritt

Das Bundesverfassungsgericht hat eine Streitfrage entschieden, die mich schon lange interessiert: ist es legitim, dass der Staat für einen Austritt aus der Kirche Geld vom Betroffenen verlangt?

Hintergrund: will man aus der Kirche austreten, muss man persönlich beim Amtsgericht vorsprechen. Dort zeigt man seinen Ausweis vor, es wird ein Formular ausgefüllt. Für diesen Vorgang ist in vielen Bundesländern eine Gebühr meist bar zu entrichten (in Hessen derzeit 25 Euro).

Kritiker sehen in diesem System eine Beeinträchtigung ihrer Religionsfreiheit. Man muss Zeit und Geld investieren, um aus einem Verein auszutreten, dem man im seltensten Falle bewusst beigetreten ist. Auch Staatstheorethisch ist dieser Vorgang problematisch.

Das Bundesverfassungsgericht hat nun entschieden: die "Verwaltungsgebühr" ist rechtmässig. Die Verfassungsbeschwerde eines Klägers aus Nordrhein-Westfalen wurde abgewiesen.

Oben genannte Vorwürfe gegen das System konnten meines Erachtens durch das Urteil nicht vollends entkräftet werden.

In der Urteilsbegründung heisst es unter anderem:

Das Verfahren dient dem legitimen Ziel, die geordnete
Verwaltung der Kirchensteuer sicherzustellen.
(...)
Die Pflicht zur Absolvierung eines gebührenpflichtigen
Austrittsverfahrens ist dem Betroffenen auch zumutbar.
Die von der
Durchführung des Verfahrens selbst ausgehende
Belastung des
Betroffenen, insbesondere der Zeitaufwand
und das Sicherklären in
Glaubensangelegenheiten gegenüber
einer staatlichen Stelle, erweist
sich nicht als unangemessen.
Auch ist die Erhebung einer Gebühr in Höhe

von 30 Euro verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden.
Sie dient allein
der Kostendeckung. Nach der Begründung des
Gesetzentwurfes der
Landesregierung beträgt der Arbeitsaufwand
für jeden Fall der
Bearbeitung eines Kirchenaustritts trotz des
Einsatzes von
Informationstechnik mindestens 15 Minuten.
Die Belastung eines
Austrittswilligen mit den Kosten für ein
solches Verfahren ist
angesichts der widerstreitenden Belange
der geordneten Verwaltung der
Kirchensteuer einerseits und der
Glaubens- und Bekenntnisfreiheit
andererseits dem Grunde
nach zumutbar.