40 Jahre ist es her, dass ein deutscher Bundeskanzler auf den Privatsitz eines US-Präsidenten eingeladen wurde. Angela Merkel war dieses Wochenende auf George W. Bushs 6,4 Quadratkilometer großen Prairie Chapel Ranch im texanischen Crawford zu Gast. In entspannter und freundschaftlicher Atmosphäre wurden heikle politische Themen wie der Iran und Pakistan besprochen. Viel wichtiger als inhaltliche Ergebnisse ist aber die Symbolkraft dieses Besuches. Die deutsch-amerikanische Freundschaft ist wieder in Hochform! Bush und Merkel verstehen sich gut; sie mögen sich. Klar, dass das dem ein oder anderen missfällt. SPIEGEL ONLINE schreibt beispielsweise in einem eher ärgerlichen Artikel:
"Das sind Aussichten, die jeden CDU/CSU-Planer für den nächsten Bundestagswahlkampf ins Schwitzen bringen können. (...) Wichtiger aber noch: Soll sich die Kanzlerin an die Brust eines US-Präsidenten ziehen lassen, der laut von einem "Dritten Weltkrieg" raunt und einen Angriff auf Iran immer wieder lautstark nicht ausschließt? Gedanken drängen sich auf an einen "umgekehrten Schröder" - wo der durch seinen Widerstand zum Irakkrieg seine Wiederwahl sicherte, könnte Merkel ihre durch zu wenig Widerstand gegen einen möglichen US-Militärschlag in Iran gefährden.
Um nicht zu sehr abzuschweifen lassen wir das Thema Iran mal außen vor und widmen uns gleich der Bundeskanzlerin. Der SPIEGEL-Autor zeigt hier sehr schön den Unterschied zwischen Merkel und Schröder auf. Während Gerhard Schröder seine Wiederwahl mit populistischem Antiamerikanismus gewann (und somit die Drohkulisse zerstörte, die den Irakkrieg vielleicht verhindert hätte) denkt Merkel gar nicht daran, sich hier dem Druck der Öffentlichkeit zu beugen. Angela Merkel tut, was richtig ist, auch wenn es ihrer Karriere schaden könnte. Das hat sie mit Bush gemeinsam. Sollen die Wahlkampfstrategen ruhig "ins Schwitzen" kommen, wichtig ist es, dass die Bundeskanzlerin eine gute Politik macht. Das hat sie in Crawford getan. Danke dafür!