Barack Obama hat erstaunlich lange geschwiegen. Die Beinahe-Katastrophe von Detroit war für den Präsidenten viel zu lange kein Grund, sein Golfspiel auf Hawaii zu unterbrechen. Dabei hätte ein kurzes Statement zur Beruhigung seiner Landsleute gereicht. Die Sicherheitsbestimmungen im Flugverkehr will der Präsident überdenken - zu recht. Im Gegensatz zu Fort Hood spricht das Weiße Haus von hier klar von Terror - dass man diese Selbstverständlichkeit loben muss, spricht für sich. Obama überliess das Feld seiner Heimatschutz-Ministerin Janet Napolitano. Napolitano, eigentlich eine Frau mit Sachkompetenz, fiel es bei zahlreichen TV-Auftritten schwer, das Versagen der Sicherheitsbehörden zu erklären, was selbst den sonst so zahmen Matt Laurer in "Today" zu etwas aufgeregterem Nachfragen anregte.
Die US-Regierung hatte, wie der SPIEGEL berichtet, angeblich frühzeitig Hinweise auf mögliche Terrorattacken aus dem Jemen. Auch stand der Name des "Bein-Bombers" auf einer Watchlist für Terrorverdächtige. Unter Präsident Bush waren solche "Indizien" bereits ausreichend für die blödsinnige Theorie, dass das Weiße Haus den Anschlag bewusst zugelassen hätte. Obama hat sich dem Versagen der Sicherheitsdienste inzwischen angemessen angenommen.
In Deutschland haben sich schnell auch konservative Politiker gegen den Einsatz von so ganannten "Nacktscannern" ausgesprochen. Doch diese Front bröckelt, der ehemalige SPD-Europaabgeordnete und Reiseveranstalter Öger hält den Einsatz solcher Scanner für "langfristig nicht zu vermeiden". Vereinzelt stimmen selbst liberale Kommentatoren dem zu. In den Niederlanden werden die Scanner wohl zum Standard.
Außer seinem viel zu späten Presse-Statement ist Präsident Barack Obama in dieser Sache kein Vorwurf zu machen. Außer in Teilen seiner Rhetorik ist er mit den Terroristen nicht auf Kuschelkurs gegangen, hat er keine wichtigen sicherheitspolitischen Maßnahmen der Bush-Regierung abgeschafft, die diese Situation erst möglich gemacht hätten.
Die Frage, warum Umar Faruk Abdulmutallab überhaupt einen Terroranschlag verüben wollte, stellt sich in unbequemer Weise der politischen Linken. Laut der Logik der Linken war es die Präsidentschaft von George W. Bush, die die Terroristen vom 11. September zu ihren Taten provozierte. Laut der Logik der Linken sollte ein linker US-Präsident eine "neue Ära der Diplomatie" eineiten und der "muslimischen Welt die Hand reichen". Das hat Barack Obama in fast unterwürfiger Art und Weise getan, man denke an seine Rede in Kairo, man denke an den Friedensnobeloreis. Erstaunlicher weise ließen und lassen sich die Terroristen davon aber nicht beeindrucken. Wir erleben es nicht, dass Terror-Camps geschlossen werden, weil die Rekruten bewegt sind von Obamas Freundlichkeit und Offenheit. Jenseits des linken Lagers weiß man schon lange, warum: die Terroristen sind einfach böse. Sie hassen uns nicht für das, was wir tun, sondern für das, was wir sind: frei und selbstbestimmt.
SPIEGEL-Autor Jan Fleischhauer bringt es in seinem intelligenten Buch "Unter Linken" auf den Punkt:
Dem Terroristen einen Mitteilungs- und damit Verständigungsdrang zu unterstellen gehört zu den tragischen Irrtümern der aufgeklärten Welt. Die einzige Botschaft, die der Terrorist für uns parat hat, ist die der Negation von allem, was uns heilig ist.
Das ist zwar offensichtlich wahr, doch mit dem Erkennen der Wahrheit tun sich Linke bekanntlich schwer. Den Vogel abgeschossen hat in diesem Zusammenhang die Online-Ausgabe des stern mit einem wahnwitzigen Kommentar, der durch seine ungeheure Klischeehaftigkeit noch unglaublicher wird. Die Autorin schreibt:
Die simple Wahrheit ist: Es kann und wird keine absolute Sicherheit geben. Nicht beim Fliegen, nicht beim Zug fahren und auch nicht beim Kaffeetrinken im Bistro um die Ecke. Wäre die Politik bereit, sich dieser Wahrheit zu stellen und auf immer neue, immer absurdere Sicherheitsvorkehrungen zu verzichten, könnte sie sich endlich einmal ernsthafte Gedanken darüber machen, wie es zu schaffen ist, dem weltweiten Terror den Nährboden zu entziehen. Das war, auch wenn es inzwischen in Vergessenheit geraten ist, nach den Anschlägen vom September 2001 immerhin einmal das erklärte Ziel nicht nur der US-amerikanischen Regierung. Doch bislang ist von politischen Aktivitäten, wie langfristiger wirtschaftlicher Entwicklungshilfe, Bildungskampagnen und der Bekämpfung von Armut und Hunger in der Welt wenig zu merken.
Entwicklungshilfe und die Verbreitung von Menschenrechten, Bildung und vernünftigen ökonomischen Strukturen war nach dem 11. September in der Tat die Agenda der Regierung Bush, zu Recht. Zu Unrecht ist diese Regierung gerade dafür von den Linken ohne Ende kritisiert worden. Da war von der "Überheblichkeit des Westens" die Rede und von "Imperialismus".
Offensichtlich ist die Autorin allen Fakten zum Trotz noch immer der klassisch linken Ansicht, Terror entstehe durch "Armut und Hunger", und mit dem Verteilen von Mais, Mehl und Schulbüchern sei der Terror zu stoppen. Dies ist, um obiges Zitat aufzugreifen, ein "tragischer Irrtum" (man könnte es auch totale Dummheit nennen). Warum baut Osama bin Laden mit seinem Millionenvermögen keine Kinderkrankenhäuser, sondern Terrorcamps? Warum bildet er junge Menschen nicht zu Ärzten, sondern zu Massenmördern aus? Umar Faruk Abdulmutallab, Sohn eines Millionärs, studiert in Europa - was hätte er mit Mühe und Intelligenz in seinem Leben Gutes für die Menschen in der arabischen Welt bewirken können. Wollte er aber nicht. Er wollte lieber Unschuldige töten.
Der Grund: die Terroristen sind böse. Selbst Barack Obama hat bei seiner Ansprache in Oslo die Existenz des Bösen in der Welt nachdrücklich angesprochen. Die Linken schaffen, so Jan Fleischhauer, das Böse ab, weil jeder Täter eigentlich Opfer sei. Auf diese Weise schafft man zwar das Böse ab, verhindert aber keine einzige böse Tat.
Der Vorfall von Detroit hat den Terrorismus wieder allgegenwärtig gemacht. Wir dürfen uns davon in unserem Alltag nicht beeindrucken lassen. Gleichzeitig muss uns aber auch nach wie vor bewusst sein, wie wichtig und aktuell der "Krieg gegen den Terror" nach wie vor ist.